Zu Heft 2

Arthur&Ludwig
Band 2
...Heart of Gold

Klein-Arthur verliebt sich

 

Ins Delirium
               
 
 

Na, weißt du, es ist nämlich so. Wir wollen in London eine Freundin besuchen, stimmt's Ludwig? Naja, eigentlich will nur ich sie besuchen, aber Ludwig begleitet mich. Er ist schon ein toller Freund, was? Jetzt im Moment ist er nur ein wenig sauer, weil er gerade geschlafen hat. Er ist nun mal ein Morgenmuffel. Aber keine Sorge, so wie ich ihn kenne, wird er bald wieder schwätzen oder er schläft ein. Aber egal, ich wollte ja von Maria, meinem Engel, erzählen, jaja, Maria, so heißt mein Augenstern! Weißt du, ich kenne sie schon ewig. Und ich brauche nicht lange herumstottern, ja, ich liebe sie! Sandkuchen mit Maria Allerdings habe ich sie schon drei Jahre nicht gesehen. Tja, freilich, das mag in deinen Ohren jetzt ein wenig seltsam klingen, aber ich werde es dir erklären. Nebenbei bemerkt, siehst du, ich habe dir ja gesagt, dass Ludwig gleich einschlafen wird. Eigentlich ist das toll, so kann ich einmal eine Geschichte erzählen, ohne daß er mich dauernd unterbricht und ausbessert. Nun, wie gesagt, ich kenne Maria schon ewig. Begonnen hat alles am Beginn, hihi, kleiner Scherz! Aber im Ernst! Ich bin in einem so großen Wohnblock aufgewachsen, das kennst du sicher, alle mit eigenem Spielplatz und bloß nicht den Rasen betreten und so. Und ich habe für mein Leben gern Sandkuchen gemacht. Leider aber war ich in unserem Hof so ziemlich das schwächste Kind unter Gottes schöner Sonne und an diesem besonderen Tag hatte mir eben wieder so eine kleine Göre meinen Kuchen böswillig zerstört. Dann habe ich mich, wie üblich, unverzüglich irgendwo in eine Ecke verzogen und habe vor mich hingeheult. Sandkuchen mit Maria Aber plötzlich höre ich hinter mir eine Stimme, und die fragt mich, was denn los sei? Es hat natürlich auch seltsam ausgesehen. Ich, mit meinen neun Jahren, heule da, während um mich herum die fünf- bis sechsjährigen Kinder scheinbar friedlich spielen. Und ich wollte zuerst auch gar nichts sagen, weil ich mich doch ziemlich geschämt habe. Aber dann habe ich sie erst gesehen! Gottogott, was für eine Frau! Naja, genau genommen kann man bei einem sechsjährigen Mädchen wohl noch nicht von einer Frau sprechen, aber egal! Jedenfalls hat sie sich neben mich hingesetzt und gesagt, ich weiß es noch wie heute: Weißt du, wenn du weinen musst, musst du halt weinen. Ich halte inzwischen deine Hand! Das muss man sich einmal vorstellen! Ein sechsjähriges Mädchen Ich war zuerst total von den Socken und dann habe ich erst recht losgeweint. Vergiss die Niagarafälle, kann ich bloß sagen! Natürlich haben mich da die anderen Kinder erst recht volle Pulle ausgelacht, aber sie haben die Rechnung ohne Maria gemacht! Maria hat eine flammende Rede vom Stapel gelassen, was weiß ich, über soziale Ungerechtigkeit, Gruppendynamik, Gewissen und Ehre des Einzelnen in der Gemeinschaft Sandkuchen mit Mariaundsoweiteretceteraundsofortunddergleichen! Also, die anderen Kinder und ich, wir waren dermaßen beeindruckt, zwar hatten wir alle kein Wort verstanden, aber das war egal! Alle hatten wir kapiert, worum es ging! Auf jeden Fall konnte ich ab diesem Zeitpunkt meine Kuchen immer ungestört backen. Wahrscheinlich hatten alle Kinder Angst, Maria könnte wieder mit einer Rede daherkommen! Und dieses Risiko war ihnen wohl doch zu groß! Und wie sie dabei ausgesehen hat, so stelle ich mir einen biblischen Racheengel vor. Irgendwie süß und doch furchtbar! Jedenfalls habe ich mich sofortestens in sie verliebt. Ich könnte noch mehr erzählen, ein Beispiel aus der Schule zum Beispiel, aber dann höre ich wohl gar nicht mehr auf! He, Ludwig, auch schon wieder munter…

 
 
 
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